Johann Michael Haydn (1731-1806)

Das Schaffen Michael Haydns stand immer im Schatten des fünf Jahre älteren Bruders Joseph Haydn, wobei er zweifelsfrei ein nicht wenig begabter Komponist war. Seine musikalische Laufbahn begann wie beim älteren Bruder achtjährig als Sängerknabe am Stephansdom in Wien. Er erhielt neben Gesang und Tonsatzlehre auch Unterricht in Orgel, Klavier und Violine. Zwanzigjährig wurde er Kapellmeister des Bischofs von Großwardein. Hier trat er schon als Komponist von geistlichen und weltlichen Kompositionen hervor. Wesentlich für seine Karriere war die Berufung nach Salzburg 1763 als Hofmusikus und Konzertmeister. Mit Ausnahme zweier Reisen nach Wien verließ er Salzburg bis zu seinem Tode nicht mehr. Nach Mozarts Weggang aus Salzburg 1781 wurde ihm auch dessen Position als Hof- und Domorganist übertragen. Zu seinen Aufgaben gehörte es neben der Dom- und Kammermusik auch die Kapellknaben zu unterrichten. Unter anderem waren Carl Maria von Weber und Anton Diabelli seine Schüler.
Michael Haydns Bedeutung als Komponist liegt im wesentlichen in seinen Kirchenmusikwerken, die von Mozart und auch Franz Schubert sehr geschätzt wurden. Einigen seiner Zeitgenossen galt er im Wettstreit mit dem Bruder aufgrund seiner mehr in der Tradition verhafteten Kirchenkompositionen, die aber dennoch einen eigenen Stil aufweisen, als der größere Komponist.

Dr. Ulrike B. Keil