Marc-Antoine Charpentier (1643? – 24. Februar 1704)

Marc-Antoine Charpentier sollte eigentlich Maler werden und ging deshalb nach Italien. Dort geriet er vollkommen unter den Einfluß des Komponisten Giacomo Carissimi. Charpentier verehrte Carissimi zeitlebens als sein Vorbild. Nach Beendigung seiner Studien in Rom als Musiker kehrte Charpentier in seine Geburtsstadt Paris zurück, wo er Maitre de Chapelle des Dauphins am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. wurde. Gemeinsam mit Moliére und mit Corneille schuf er eine Reihe von Bühnenwerken.
Jean-Baptiste Lully, der als Komponist am Hofe des Königs zum inneren Kreis um den Sonnenkönig gehörte, sah in ihm einen begabten Konkurrenten. Er wußt es einzurichten, daß Charpentier seine Stellung bei Hofe wieder verlor. Lully verhinderte auch, daß Charpentier Zugang zum offiziellen Theater und zur Königlichen Musikakademie bekam.
1672 folgte Charpentier der Bitte von Molière, die Stelle von Jean-Baptiste Lully zu übernehmen, um den musikalischen Teil seiner Ballett-Komödien am Théatre Français zu gestalten.
1684 wurde Charpentier Kapellmeister an der Kirche Saint-Louis, 1698 an der Sainte-Chapelle, in der damals ein Stück des Heiligen Kreuzes und die Dornenkrone Christi als Reliquien aufbewahrt wurden. Die Stellung als Kapellmeister hatte Charpentier bis zu seinem Tode inne.
Für Molière komponierte Charpentier die Zwischenmusiken zu Circé et Andromède. Für Molières Eingebildeten Kranken komponierte er den umfangreichen Prolog und die sich an das eigentliche Schauspiel anschließende großartige Zeremonie, in welcher der eingebildete Kranke selber zum Arzt erhoben wird. Darüber hinaus schuf er eine Vielzahl kirchlicher Werke, Oratorien, Messen, Psalmen, ein Magnificat, vier Te Deum, sowie eine Anzahl weltlicher Werke wie Opern, Divertissements, Pastoralen und Sonaten. Das Hauptthema des Präludiums zum Te Deum in D-Dur ist seit 1954 als Eurovisions-Melodie allgemein bekannt.
Es ist Charpentiers penibler Sorgfalt zu verdanken, alle Kopien seiner Werke binden und datieren zu lassen, dass der Nachwelt mehr als drei Viertel seiner Werke erhalten blieben. Sein Erbe umfasst 28 handschriftliche Bände mit rund 550 Werken, die im Hitchcock-Verzeichnis (Kürzel: H) katalogisiert sind.